Page 25 - BDB Nachrichten 03-2023
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Grund gehen. Jede Ebene wirft eige- ne Fragen auf, die in Reflektions- und Dialogformaten im Gebäude bearbei- tet und so sichtbar gemacht werden, dass sie für Menschen aus verschiede- nen Bereichen verständlich sind. Das UmBauLabor setzt dabei auf eine ein- fache, verständliche Sprache und die Vermittlung durch Bilder.
Soziale und ökologische Verantwortung
Um das Thema zu erschließen, hat Baukultur NRW Expert*innen aus der Baubranche befragt. „Der Umgang mit dem Bestand ist keine Liebhaberei oder kein Gutmenschentum. Die Über- nahme von ökologischer und sozialer Verantwortung kann hier realen öko- nomischen Erfolg bringen“, sagt zum Beispiel Timm Sassen von Greyfield. Die Frage nach dem sozialen Wert von Gebäuden stellt sich Johanna Debik von der Montag Stiftung, die sich mit ihren „Immovielien“-Projekten für so- ziale Stadtentwicklung einsetzt. Sie sagt dazu: „In jedem Bestandsgebäu- de stecken persönliche Erinnerungen, die zur Verbundenheit und Identifika- tion mit dem Ort beitragen.“ Gebäude als Lebensraum von Menschen seien identitätsstiftend. Dies könne und sollte in der Planung und Umsetzung von gebautem Raum berücksichtigt werden.
Identität und Teilhabe
Das Thema Identität treibt auch Pro- fessorin Renée Tribble um. Sie leitet den Lehrstuhl StadtBauProzesse der Technischen Universität Dortmund, ist Mitglied der PlanBude Hamburg und sitzt im Begleitgremium des Um- BauLabors. Ihr Lehrstuhl wird sich bis Januar 2024 mit der Nachbarschaft in Ückendorf beschäftigen. Zu den Be- dingungen für Teilhabe sagt sie: „Die Rahmenbedingungen sollten bewusst unterschiedliche Möglichkeitsräume für unterschiedliche Lebensrealitäten offenhalten. Das bedeutet, je nach Res- sourcen, Wünschen und Kapazitäten breit zugängliche Mitwirkungsmög- lichkeiten zu gestalten.“ Fragt man sie
Auftaktveranstaltung 2024
Die Ergebnisse der Bearbeitung des UmBauLabors werden teilweise im Gebäude ausgestellt und zur Auftaktveranstaltung im März 2024 sichtbar sein. Begehungen des Gebäudes sind für Gruppen auf Anfrage und im Rahmen von Veranstaltung des Projektes möglich.
Weitere Informationen zum UmBauLabor gibt es auf https://baukulturnrw.pageflow.io/ umbaulabor und www.baukultur. nrw/umbaulabor
danach, was Teilhabe und Nachhaltig- keit verbindet, erzählt sie: „Tatsächlich kann man dort, wo durch zivilgesell- schaftliche Initiativen der Abriss von Gebäudebestand verhindert und mit neuen Konzepten belebt wurde, gute Beispiele [zu ressourcenschonenden Ansätzen im Umbau] finden.“
Eine erste Studierendengruppe soll eine Kartierung entstehen lassen, die auf Blumentopf-Dimension das Quar- tier Ückendorf rund um das UmBau- Labor betrachtet und „Schichten auf Quartiersebene freilegt“, wie Marie- ke Behnke aus dem Lehrstuhl es be- schreibt.
Um das Thema Identität und Teilhabe mit der Nachbarschaft im Gespräch anzugehen, hat Baukultur NRW die Initiativen aus der Nachbarschaft zum Austausch eingeladen. Das erste Tref- fen fand im August statt, ein zweites folgt im November. Mit diesen ersten Schritten tastet sich das UmBauLabor- Team mit seinen Partner*innen an den Prozess heran, der das UmBauLabor mit Dialog und Formaten befüllen soll.
Ressourcen und Bestand
Neben dem Thema der Identität soll es in den ersten Schritten des UmBau- Labors um Ressourcen und um die Be- standaufnahme des Gebäudes gehen. „Der bewusste Umgang mit Ressour- cen muss zum Standard werden. Dann wird Umbau von allein zum Stan- dard“, erklärt Professor Achim Pfeiffer vom Fachgebiet Entwerfen und Kons- truieren / Bauen im Bestand des Fach- bereichs Architektur an der Hochschu- le Bochum. Der Geschäftsführer von Böll Architekten ist ebenfalls Mitglied des Begleitgremiums des UmBauLa- bors und sagt: „Unter den derzeitigen rechtlichen und wirtschaftlichen Rah- menbedingungen hat es der Umbau schwer. [...]Der Klimawandel spielt in der wirtschaftlichen Betrachtung keine nennenswerte Rolle. Deswegen kann der Neubau immer noch punk- ten.“ Pfeiffer begleitet circa 20 Studie- rende bei der Frage nach der Suffizienz und minimalinvasiven Sanierungsan- sätzen. Ab November werden sie sich im Gebäude auf Spurensuche bege- ben und erste Entwürfe für einen Um- gang mit dem Gebäude entwickeln. Die Themen Material und Rahmen- bedingungen möchte Baukultur NRW ab dem kommenden Jahr umsetzen – zusammen mit: Professorin Dr.-Ing. Sabine Flamme Leiterin der IWARU- Arbeitsgruppe Ressourcen der Fach- hochschule Münster, Frank Jansen vom Verein Deutscher Ingenieure, der Stadt Gelsenkirchen, dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Di- gitalisierung NRW und der Stadtent- wicklungsgesellschaft Gelsenkirchen sowie weiteren Partner*innen. Vielfältig, unterschiedlich und mit einer andere verbunden, so präsentie- ren sich die Themen und Ansätze für das UmBauLabor – und entsprechen damit den komplexen Herausforde- rungen, die der Umgang mit dem Be- stand an unsere Gesellschaft stellt.
Lillith Kreiß arbeitet bei Baukultur NRW und ist Projektleiterin des Um- BauLabors.
BAUKULTUR
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     03 | 2023 - BDB.Nachrichten - Landesverband Nordrhein-Westfalen


















































































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