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Wachsende Architektur
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 Baubotanik ist eine ökologische Bau- methode, mit lebenden Pflanzen „Bauwerke“ zu konstruieren, die aus einem Zusammenspiel von pflanz- lichem Wachstum und technischen Konstruktionen entstehen. Profes- sor Ferdinand Ludwig von der TU München liefert in seiner jüngsten Publikation „Wachsende Architek- tur – Einführung in die Baubotanik“, die in Zusammenarbeit
mit seinem Büropartner Daniel Schönle aus dem Office for Living Archi- tecture (OLA) entstand, umfangreiche Praxisbei- spiele und Forschungs- erkenntnisse aus dem Themengebiet.
Unsere Städte müssen klimaneutraler werden,
das Bauen orientiert
sich zunehmend an Suf- fizienz-Strategien, zu-
dem soll alles effizient
sein. Doch allein durch
die Verwendung neuer
Begriffe kann man die angestrebte Bauwende
nicht erreichen. Die sich abzeichnende Trend-
wende hin zu natürli-
chen nachwachsenden
Baustoffen ist schon
eher dazu geeignet, das
Leben in Städten und
Gebäuden angenehmer,
sozial verträglicher und klimaschonender wer-
den zu lassen. Das Ziel
sollte sein, dass Bauen dem Klima nützt und nicht „nur“ weniger scha- det.
Die Baubotanik kann hierzu beitra- gen. Auch wenn sie nicht die gene- relle Lösung darstellt, so bietet sie zu mindestens einen interessanten und spannender Ansatz. Dabei geht die Baubotanik einen Schritt weiter als
die Verwendung schnell nachwach- sender Materialien wie Stroh und Gräser. Auch wenn das Verfahren si- cherlich nur für spezielle Bauaufga- ben einsetzbar ist, allein die Idee ist bereits faszinierend.
Große Beispiele kommen aus der Vernacular Architecture, also den traditionellen einheimischen Bauar-
als lebendiges und sich entwickeln- des System zu betrachten. Der Autor zeigt auf, wie sich diese lebende Ar- chitektur im Laufe der Zeit verändert und wie man das Wachstum in die Planung integrieren kann. Schluss- endlich werden auch Perspektiven aufgezeigt, wie sie sich die Baubo- tanik in Zukunft weiterentwickeln könnte. Dabei wird auf verschiedene
Aspekte eingegangen, wie zum Beispiel die Verwendung von nach- haltigen Materialien oder die Integration von Technologie in Gebäu- destrukturen aussehen kann. Die Einführung in die Baubotanik ist sehr gut strukturiert und enthält viele anschauli- che Bilder und Grafiken, die die Konzepte noch besser veranschauli- chen. Insgesamt ist es sehr verständlich ge- schrieben, so dass auch Laien sich ohne Schwie- rigkeiten in diese The- matik eindenken kön- nen.
Die Publikation „Wach- sende Architektur“ ist jedem zu empfehlen, der sich für Architektur und Design interessiert und sich gerne mit neu- en Ideen und Konzepten auseinandersetzt. Das Buch ist eine inspirie-
rende Lektüre, die zum Nachdenken anregt und neue Perspektiven auf das Thema Architektur eröffnet.
Mona Grosche
 ten. In Indien sind das die lebenden Brücken aus den Luft-Wurzeln der tropischen Bergwälder. Fast in Ver- gessenheit geraten ist dagegen die gewachsene Architektur der Tanzlin- den in Mitteleuropa.
„Wachsende Architektur“ von Fer- dinand Ludwig und Daniel Schönle ist ein faszinierendes Buch, das sich mit der Idee beschäftigt, Architektur
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